Rückschau auf den deuteronomischen Bibeltext III.

Deuteronomium, Samuel, Chronik, Könige

Wie kann es zu einer solchen, noch in die Jetztzeit reichende barbarische Haltung kommen? Voraussetzung ist unstreitig der extremste Nationalismus der Antike, verbunden mit der ringsum fremden Einmaligkeit des jüdischen Monotheismus. Beide steigerten sich gegenseitig schon früh zu einem unduldsamen Hass gegen die übrige Menschheit sowie einem, auch in der Katastrophe des jüdischen Exils nie preisgegebenen Auserwähltseins-Dünkel. Eine geistig religiöse Weiterentwicklung, so, wie sie das Heidentum – trotz christlicher Verfolgung - bis in die heutige Zeit und gerade in der heutigen Zeit durchmacht, gibt es bei vielen Anhängern JHWH´s nicht.

Der römische Geschichtsschreiber Tacitus hält mit Rücksicht auf die religiöse Toleranz der Römer den Juden die "Hartnäckigkeit ihres Aberglaubens" vor und bezeichnet sie im Judenkapitel seiner "Historien" als "eine den Göttern verhasste Menschenart" (genus hominum... invisum deis). Die zweite Voraussetzung des israelitischen Fanatismus und der daraus Entstandenen - in der Weltgeschichte einzigartigen - Ausrottung einer Vielzahl anderer Völker, ist die vermeintliche Lasterhaftigkeit aller "Ungläubigen", die das Land angeblich "unrein" machen. "Denn alle, die solche Gräuel tun, werden ausgerottet werden... ich bin der HERR, euer Gott", sind die Worte JHWH´s.

Die Heiden waren damals bereit, den Gott der Juden neben ihren Göttern zu dulden. Leider gereichte ihnen das regelmäßig zum Verderben. Im "Buch der Richter" schildert uns das Alte Testament fast ausnahmslos "Heilige Kriege" gegen die Heiden, welche die Israeliten von 1200 bis 1050 v.Ztw. führten. Die Ruinen vieler wiederholt zerstörter Dörfer und Städte des 12. und 11. Jahrhunderts liefern noch heute einen entsprechenden archäologischen Kommentar dazu (bis heute teilweise gängige Lehrmeinung trotz wissenschaftlich archäologischem Andersbefund). Das "Wort Gottes" schildert im Buch Josua die "Landnahme" der aus den Wüsten vordringenden Israeliten. Diese "Landnahme" war ein solcher "Heiliger Krieg". Geführt wurde er mit kaum zu übertreffender Brutalität. Die Bundeslade, Bürgschaft für JHWH´s Gegenwart, begleitete die Metzeleien. Mit Hilfe der Bundeslade überquerte man den Jordan, sieben Tage trug man sie um das belagerte Jericho, wozu sieben Priester die Posaunen bliesen, bis man "an allem" den Bann (Cherem) vollstreckte "mit der Schärfe des Schwerts, an Mann und Weib, jung und alt, Rindern, Schafen und Eseln".

Ebenso verfuhren JHWH und die "Kinder Israel" mit all den anderen Städten, die sie in Schutt und Asche legten, mit Ai, mit Makkeda, Libna, Lachish, Egion, Hebron, Debir, Hazor, Gibeon. Mit ermüdender Monotonie verkündet das "Wort Gottes": ...und ließen niemand übrig", "... und ließ niemand übrig", "... und ließ niemanden übrig", "... und vollstreckte den Bann an allem, was Odem hatte", "die ganze Beute dieser Städte und das Vieh teilten die Kinder Israel unter sich; aber alle Menschen erschlugen sie mit der Schärfe des Schwerts, bis sie vertilgt waren, und ließen nichts übrig, was Odem hatte". Nur manchmal machten sie "Friedensangebote", bei Städten, wo sie nicht selbst siedeln wollten. Ihr JHWH wusste eine einfache Lösung für Frieden, und die ging so: "Wenn du vor einer Stadt stehst, so sollst du ihr zuerst den Frieden anbieten. Antwortet sie dir friedlich und tut dir ihre Tore auf, so soll das ganze Volk, das darin gefunden wird, dir fronpflichtig sein und dir dienen". Andernfalls freilich befiehlt JHWH, "sollst du alles, was Mannes darin ist, mit der Schärfe des Schwertes erschlagen". Ist doch einfach, oder? Zur Kriegführung hatten sie sich einiges ausgedacht: Spionage, Überrumpelung, Nachtmärsche, Nachtangriffe, Unterminierung der Stadtmauern, Eindringen durch Schächte, ballistische Wurfmaschinen und Steinschleudern. Streitwagen und Kavallerie hatten die Israeliten jedoch lange Zeit nicht. Als Nomaden wussten sie erstaunlicherweise mit Pferden lange Zeit nicht umzugehen. Josua und auch noch David ließen daher diesen Tieren, wenn sie sie erbeuteten, die Sehnen durchschneiden.

Das Buch, in dem solches steht und das dem Großteil der Bevölkerung als „Gottes Wort" eingeredet wird, darf in der EU frei verkauft werden, es ist Heranwachsenden zugänglich, bei ihm will der Gesetzgeber nicht die Gefahr der „sozialethischen Verwirrung Jugendlicher" sehen. Warum wohl? Weil in den Ausschüssen, die über die Jugendgefährdung eines Buches befinden - die Vertreter der Kirchen sitzen! Und über das eigene Verherrlichen von Verbrechen wird die Kirche natürlich nicht schlecht urteilen. Und das ist der eigentliche Skandal! Würde hingegen jemand - rein hypothetisch - ein neues brutaleres Computerspiel schreiben, würde er von den Sittenwächtern der "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften" gejagt und zur Strecke gebracht werden.

Kehren wir zu JHWH und seinem Volk, das sich so eng mit dieser Schimäre verbunden hat, zurück.

Der Rest ist schnell erzählt: Nach der Eroberung Palästinas durch Alexander den Grossen (332 B.C.) herrschte hier die judenfreundliche makedonische Dynastie der Ptolemäer. Ihnen folgte die eher judenfeindliche Dynastie der Seleukiden. Durch sie kam der Hellenismus ins Land. Die Oberschicht der Juden beschäftigte sich nun allmählich mit der weitaus überlegenen, antiken, griechischen Kultur und begann, sich zunehmend als "Weltbürger" zu fühlen. Das Proletariertum und einige besondere Zirkel allerdings pflegten ihre Abgeschlossenheit und den "heiligen Samen" der Verblichenen. Von Regierungsseite aus wurde versucht, aus Jerusalem eine griechische polis (Stadt) zu machen um die hier herrschenden, alttestamentarischen Zustände zu beseitigen und eine Zivilisation wie in den übrigen griechischen Städten in Alexanders Reich aufzubauen. Von jüdischer Seite gab es dagegen erbitterte Widerstände. Der energische Seleukidenkönig Antiochus IV. wollte den Widerstand brechen. Mitten im jüdischen Tempel errichtete er einen Zeus-Altar (168 v. Ztw.), untersagte die jüdische Religion und brannte die Stadt nieder. Vorher raubte er noch den Tempelschatz. Sein Ziel, das Judentum auszutrocknen, erreichte er nicht. Aufstände brachen aus, der jüdische Proleten-Nationalismus erstarkte wieder, ein "Glaubenskrieg" begann.

Antiochus IV. widerrief nun das Religionsverbot und begann eine Politik der Beschwichtigung, aber es war zu spät. Die Aufständischen, Makkabäische Brüder genannt, gingen darauf nicht ein, sondern weiteten ihren "Heiligen Krieg" zu einer Art Fortsetzung der Gräuel während der "Landnahme" aus. "Der Sammelpunkt jener Freiheitskämpfer war der Altar des Herrn, und ihre Losung: "Jahwe mein Panier", schwärmte Kardinal Faulhaber noch vor einigen Jahren von den Makkabäern. Kurz, alle Mordlust und Rachsucht resultierten" aus der Frömmigkeit" (Wellhausen). Diese als Makkabäer-Aufstände bezeichneten Überfälle, Brandschatzungen, Verwüstungen und Mordtaten von unvorstellbarer Grausamkeit, endeten mit der Ausrottung der "gottlosen" Heiden in ganz Israel. Ganz besonders verfolgt wurden die Samariter, ein jüdisch-heidnisches Mischvolk (das eigentliche Volk Israel - die verschollenen Stämme; was aber ganz bewusst in der Bibel unterdrückt wurde), das die orthodoxen Juden hassten, wie niemand anders. Samaria, Hauptstadt einst des Nordreichs Israel unter König Omri, galt stets als Rivalin Jerusalems. Die Samariter selbst waren zwar jüdischen Glaubens, aber nur in abgewandelter Form. Sie erkannten aus der "Heiligen Schrift" nur den Pentateuch, die fünf Bücher Mose, an. Hundert Jahre dauerten die Makkabäer-Kriege bis im Jahre 64 B.C. die Römer Palästina eroberten und dem Spuk ein Ende machten.

Die katholische Kirche nennt noch heute die makkabäischen Brüder trotz oder vielleicht wegen ihrer besonderen Grausamkeiten "heilige Krieger". Sie verdienen nicht nur "von allen geehrt zu werden", so der Kirchenlehrer Gregor von Nasianz, "vielmehr sollen jene, die ihr Lob singen und jene, die ihr Lob hören, ihre Tugenden nachahmen und, durch die Erinnerung an sie angetrieben, es ihnen gleichtun". Und Augustinus rühmt die makkabäischen Brüder, die "noch vor der Ankunft Christi im Fleische für das Gesetz Gottes bis zur Hingabe ihres Lebens stritten".

Sie wurden zu Symbolen der "ecclesia militans", ihre Hochverehrten "Reliquien" nach Konstantinopel, nach Rom und unvermeidlicherweise auch nach Köln in die Makkabäerkirche gebracht. Auf dem Konzil von Trient (16. Jahrhundert) wurden die beiden Bücher der Makkabäer endgültig als zur "Heiligen Schrift" zählend anerkannt. Und noch im 20. Jahrhundert nennen sich mehrere besonders militante jüdische Organisationen "Makkabi". Das derzeit gültige katholische Lexikon für Theologie und Kirche nennt sie "Vorkämpfer des Monotheismus", die kath. Kirche begeht das Fest dieser "Heiligen" am 1. August, der katholische Theologe Jean Danielou schrieb 1955 ein Buch über "Die heiligen Heiden des Alten Testaments" - Sie haben richtig gelesen. Ja, das gibt es tatsächlich! "Heilige Heiden", die vor der Geburt des umstrittenen "Christus" gelebt haben. Wir, die wir die Logik zur Grundlage unserer Überlegungen machen, werden es nicht fassen, aber es gibt schon viele Jahrhunderte lang alttestamentarische Heilige wie einen "Heiligen Abel, Henoch, Daniel, Noe, Iob, Melchisedech, Lot". Letzterer hatte, wenn auch angetrunken, mit seinen Töchtern Blutschande getrieben und dies so erfolgreich, dass beide schwanger wurden (l. Mos. 19,30ff). Die heutige (!) katholische Theologie nennt Lot einen "Repräsentanten des gewöhnlichen Lebens, auch ein Vorbild der Reinheit. Sein Beispiel hat exemplarischen Wert". Noch Fragen ? Um die Zeitenwende herum wurde der Krieg gegen das heidnische Rom mit äußerster Wildheit und Grausamkeit geführt, "Gottes messianisches Königtum" wurde von vielen damaligen Juden angestrebt, die "Erlösung" von der römischen Besatzungsmacht erhofft.

Allerlei apokalyptisches Gemunkel von der Ankunft eines Messias, und der Glaube, "einer der Ihrigen werde die Weltherrschaft" ergreifen, beflügelten die Aufständischen. Diese Situation bot ein reiches Betätigungsfeld für allerlei Gaukler, Wundertäter, Gottessöhne, Propheten und sich "Messias" nennende "Erlöser". Der zeitgenössische jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus berichtet von ihnen. Auch war das damalige Judentum unter-einander recht zerstritten. Eine Gruppierung, die Essener Juden, hatten einen Rabbiner gehabt, der dem Apostel Paulus später als Vorlage für seine Erfindung des "Christos" gedient hat.

Aber noch war es nicht soweit. Noch stand der Kampf gegen die römischen Besatzer im Vordergrund. Besonders hervor taten sich dabei die Zeloten, auch "Messermänner" genannt. Ihre Spezialität war es, unliebsamen Zeitgenossen am helllichten Tage ein kleines, gebogenes Messer in den Rücken zu stoßen und sich dann an den Kundgebungen des Unwillens über diese Mordtaten lautstark zu beteiligen. Schließlich gelang es den Zeloten, den so genannten "Bellum Judaicum" (66-70) zu inszenieren, einen so blutigen Krieg gegen die Römer, dass diese selbst militärisch stark strapaziert wurden. Mit der Abschlachtung einer zahlenmäßig kleinen römischen Besatzung in der Burg von Jerusalem begannen die Zeloten und machten mit Massakern gegen fast alle Minderheiten in ganz Judäa weiter. Daraufhin schickten die Römer ihren Feldherrn und späteren Kaiser Titus Flavius Vespasian und begannen systematisch, Palästina wieder fest in ihre Hand zu nehmen.

Nur in Jerusalem herrschte noch purer Terror, jeder versuchte jeden umzubringen. Im Herbst des Jahres 70 setzte Vespasians Nachfolger Titus dem Treiben ein Ende. Bis auf die Grundmauern wurde der "zweite Tempel" niedergebrannt, Jerusalem wurde ein einziger Trümmerhaufen. Schwerste Steuern belasteten das Land, Räuberbanden machten alles unsicher.

Das religiöse Leben unter der Leitung von „72 Schriftgelehrten“ aber blühte, denn römischer seits "scheute man davor zurück, dem jüdischen JHWH-Glauben als solchem den Krieg zu erklären" (Mommsen). Wenige Jahre später erhielt man die Quittung dafür. In einem "Endkrieg Gottes" erhoben sich die Zeloten erneut. Ihr "König" und "Messias" Lukuas Andreas ließ in der Kyrenaika angeblich 200000 Nichtjuden (Zahlen aus jüd. Quellen) umbringen, auf Zypern sollen sogar 240000 Nichtjuden von den Zeloten ermordet worden sein. Als Rache dafür ließen die Römer in Ägypten alle Juden Alexandriens ermorden und Kaiser Hadrian, ein Freund der römischen Götter, errichtete in Jerusalem ein Jupiterheiligtum sowie einen Tempel der Venus. Daraufhin eskalierte der jüdische "Endkrieg" unter Ben Kozeba (Bar Kochba) so sehr, dass Kaiser Hadrian vier Legionen, eine große Flotte und seinen besten General, Julius Severus, schicken musste. Dieser zerstörte 50 Festungen sowie 985 Dörfer und machte den größten Teil der männlichen Bevölkerung nieder, Frauen und Kinder wurden in die Sklaverei verkauft oder vertrieben. Die Zerstreuung der Juden in alle Teile des römischen Weltreichs wurde ausgeführt. Kein Israelit durfte Jerusalem betreten, erst ab dem 4. Jahrhundert durften die Juden alljährlich am 9. Aw den Untergang ihrer "Heiligen Stadt" beweinen.

Dieser Text stellt lediglich die allgemein aus der Bibel zu ziehende Vorstellung eines gerechten, liebevollen und verzeihenden JHWH dar. Es ist nicht der von den Templern erarbeitete wissenschaftlich begründete Text. Damit beenden wir den Rückblick auf das Deuteronomium und die Folgezeit. Wer unsere Beiträge weiterverfolgt wird schnell begreifen, warum wir diese Einstimmung auf den Text des AT und den Beginn der vorchristlichen Zeit hier vorangestellt haben. Es hat besonderen Bezug zu unserem Beitrag Jesus Christus und die Templer und auch einen nicht unerheblichen Bezug zu einem der Templergeheimnisse.

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