Der Kult um eine Junge Frau
Der Marienkult -
Der Jungfrauenkult der Christen
PCMTH (© 2006)
Solange die so genannte Jungfrau Maria noch mit keinem Mann zusammen war, wurde die Mutter Jeschua von der Kirche geliebt. Sie brachte Jeschua durch die grenzenlose Gnade Gottes zur Welt. Mit anderen Worten, man folgert, »dass Gott so eine Art Mann ist«. 1987 verfügte der verstorbene Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika ›Redemptoris mater‹, dass ihr Hymen intakt geblieben sei und das Ganze ein Wunder war.
Zweifelsfrei wäre es ein Wunder gewesen, wenn es gestimmt hätte. Aber wie die meisten Geschichten, die man dem Jeschua des Glaubens zuschreibt, hält auch diese der Konfrontation mit dem Jeschua der Geschichte in keiner Weise stand.
Von den vier Evangelien – vorausgesetzt, sie enthielten wenigstens einige grundlegende historische Details – erwähnen nur zwei, nämlich das des Matthäus und das des Lukas, die jungfräuliche Geburt. Und Lukas irritiert das theologische Verständnis schwer, da er Maria und Joseph als Eltern Jeschuas und Joseph nochmals ausdrücklich als Jeschuas Vater bezeichnet. Selbst in dem Evangelium des Johannes, erklärt dieser, Jeschua sei der Sohn Josephs gewesen.
Die frühesten neutestamentlichen Schriften sind die Briefe, die man Paulus zuschreibt, aber auch in ihnen ist nicht der geringste Hinweis auf eine jungfräuliche Geburt zu finden. Im Gegenteil, Paulus widerlegt sie in dem ihm zugeschriebenen Brief an die Römer ausdrücklich, indem er sagt, Jeschua sei geboren »von dem Samen Davids nach dem Fleisch«. Das Evangelium nach Markus wird allgemein als das früheste bezeichnet. Auch in ihm ist keine Rede von solch einem Wunder. Markus ist vielmehr stärker an der Taufe Jeschuas durch Johannes als an seiner Geburt und Jugend interessiert.
Die Idee einer jungfräulichen Geburt kam erst auf, als die hebräische Bibel – das Alte Testament der Christen – im 3. Jahrhundert nach Christus ins Griechische übersetzt wurde. Jesaja hatte prophezeit, dass eine »Jungfrau« einen Sohn gebären und ihn Immanuel nennen werde. Das hebräische Wort für ›junge Frau‹, alma, wurde als ›Jungfrau‹, parthenos, übersetzt und so in die griechische Bibel übernommen.
Als Matthäus die Geburt Jeschuas zum ersten Mal erwähnt, betont er, dass sich dadurch die Worte »des Propheten«, also Jesajas, erfüllt hätten: Eine Jungfrau, parthenos, werde schwanger werden und einen Sohn gebären. Aber dazu war eigentlich nur eine junge Frau erforderlich, die ein Kind zur Welt brachte. Dies ist wohl kaum ein Wunder und setzt mit Sicherheit keine sexuell aktive Gottheit voraus. Die Darstellung des Matthäus ist offenkundig metaphorisch gemeint, doch sie hat – mit Verlaub – sehr fruchtbare Folgen gehabt.
Die Kirche schuf einen Kult der Jungfräulichkeit, und dieser zog viele Männer an, die man bestenfalls als verhaltens- oder geistig gestört bezeichnen kann: Männer wie der „Kirchenvater“ Origen, der sich mit 18 Jahren selbst kastrierte um ein besserer Christ in der Art der melchisedekischen Priesterschaft zu sein (-Melchisedek, welcher angeblich Abraham salbte, war Priester in Salem –Jerusalem- zu einer Zeit, als dort noch Ur-Kanaaniter siedelten. Die Ausgrabungen dort haben ergeben, dass in der Vor- und Bronzezeit dort neben ägyptischen Kulten, die Ea-Enki Kulte verehrt wurden, deren Priesterschaft „der Mannbarkeit entsagten“ (Eunuchen?). Oder wie Augustinus, der jegliches Vergnügen, zumal das sexuelle, hasste (wohl weil er infolge seiner Fettleibigkeit impotent geworden war). Etliche dieser Männer bemühten sich, für alle Lehrer „des Glaubens“ einen obligatorischen Zölibat einzuführen, was ihnen schließlich im Jahr 1139 gelang, als den Priestern der römischen Kirche Ehe und Sex verboten wurden. Jeschua erwähnte den Zölibat jedoch nie, und Paulus verzeichnet, »Von den Jungfrauen aber habe ich kein Gebot des Herrn.«
Petrus, der angebliche Gründer der katholischen Kirche, der nachträglich zum Papst ernannt wurde (obwohl er nie in Rom war), war fraglos verheiratet und reiste nach seiner Vertreibung (Flucht) aus Jerusalem mit seiner Frau umher. Paulus und die meisten anderen „Jünger“ waren ebenfalls verheiratet. Wobei Paulus wohl die unrühmlichste Erscheinung in dieser Beziehung war, er verließ Frau und Tochter und ließ diese völlig verarmt und mittellos zurück, sodass seine Tochter 14 jährig in der Prostitution endete. Die Erinnerung an die Ehe des Paulus erhielt sich bis ans Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr., Bischof Clemens von Alexandria berichtet davon in einem Schreiben als Letzter. Danach wurde Paulus unerbittlich, schrittweise in die Ehelosigkeit befördert indem man die Hinweise darauf versuchte zu vernichten.
Die „männlichen Jungfrauen“ bemächtigten sich des Glaubens, Frauen wurden aus ihm entfernt. Doch zu diesem Zeitpunkt gab es bereits zu viele Niederschriften aus den verschiedensten Quellen und Ansichten, die man nicht alle beseitigen konnte. So liegen auch heute noch genügend Schriftstücke vor, aus denen hervorgeht, dass selbst Jeschua verheiratet war. Es lässt sich nicht mehr verleugnen, dass er Maria Magdalena geheiratet hat und die Hochzeit zu Kana, für die er laut NT die Verantwortung übernahm, seine eigene war. Zur damaligen Zeit galt im Judaismus der Standpunkt, dass es die unbedingte Pflicht des Mannes sei zu heiraten. Rabbi Elieser, ein jüd. Zeitgenosse schreibt: »Wer sich nicht mit Fortpflanzung befasst, ist wie einer der Blut vergießt.« Wenn dieser Jeschua also unverheiratet geblieben wäre, warum kritisieren die pharisäischen Gegner ihn deshalb nirgends und warum baten die verheirateten Jünger ihn nicht, seine Ehelosigkeit zu erläutern?
Paulus war Pharisäer, bevor er sich für das einträglichere Christentum entschied. Warum erwähnte er nirgends etwas von der Ehelosigkeit des Messias. Wenn er zwar kein Wort Jeschuas, aber dessen zölibatäres Beispiel vor Augen gehabt hätte, dann hätte er sich schwerlich damit begnügt, auf das Fehlen eines Wortes hinzuweisen.
Aber eine jungfräuliche Geburt und ein jungfräuliches Leben waren wesentlich für die zunehmende Orthodoxie des Christentums, zumal sie ihre jüdischen Ursprünge hinter sich lassen und Nichtjuden bekehren wollte. Das Zölibat war von vielen Philosophen der heidnischen Welt, besonders von den Stoikern, hoch geschätzt worden. Offenbar wurzelte die ursprüngliche Motivation für diesen Hang nach christlicher Jungfräulichkeit in dem Wunsch, von einer heidnisch dominierten Welt anerkannt zu werden, indem die Christen zeigten, dass sie ebenfalls die Höhen der heidnischen Philosophen erklimmen konnten. Galen, der Arzt des Marc Aurel schreibt: „Sie haben nicht nur Männer, sondern auch Frauen, die ihr ganzes Leben lang sexuell enthaltsam leben. Einzelne erreichen in ihrer Selbstdisziplin und Selbstbeherrschung, sowie in ihrem Streben nach Gerechtigkeit einen Stand, der kaum geringer ist als bei echten Philosophen.
Doch in einem Brief an den Bischof von Smyrna schrieb der Bischof Ignatius von Antiochia – der ca. 110 n.Chr. zur allgemeinen Unterhaltung der Römer beitrug, als er in der Arena von wilden Tieren zerrissen wurde -, es gebe Christen, die in Keuschheit leben, was er aber nicht bewundern könne, sondern im Gegenteil kritisierte er ihre Selbstüberhebung und warnte sie, dass sie verloren seien, wenn sie sich ihres jungfräulichen Zustandes rühmten.
Aber die Orthodoxie der Kirche siegte und die Jungfräulichkeit erhielt den Vorrang unter dem gleichzeitigen Ausschluss von Frauen aus allen bedeutenden Funktionen. Die Herrscher der Kirche gerieten regelmäßig außer sich bei dem bloßen Gedanken, dass Frauen als Lehrerinnen wirken könnten. Tertullian schreibt am Ende des 2. Jh.: „Du bist es, die dem Teufel Eingang verschafft hat, du hast das Siegel jenes Baumes gebrochen, du hast zuerst das göttliche Gesetz im Stich gelassen… Wegen deiner Schuld, das heißt um des Todes willen, musste auch der Sohn Gottes sterben“. Den Frauen wurde jetzt alle Schuld an den Übeln der Menschheit angelastet. Sie wurden regelrecht aus der Kirche entfernt. „Sie sollen schweigen und zu Hause ihre Ehemänner befragen“. Es etablierte sich das Konzept der apostolischen Sukzession, die wesentliche Grundlage für den Anspruch der römischen Oberhoheit. Man erklärte Petrus posthum zum ersten Bischof von Rom und baute darauf das Recht die Christenheit anzuführen. Das ist entscheidend für den Anspruch auf die geistliche Vorrangstellung des Vatikans. Da dies völlig unbegründet ist, müsste eigentlich das gesamte Gebäude des Vatikans und des Papsttums zu Staub zerfallen.
Wie die Evangelien beweisen, hatte Jesus eine gelassene und auch enge Beziehung zu seinen Anhängerinnen. Darüber beklagen sich die Jünger zuweilen. Seit der Auswertung der Nag-Hammadi-Texte ist die enge Beziehung zwischen Jesus und Maria Magdalena Gegenstand von heftigen und umfangreichen akademischen und theologischen Debatten. Im entscheidenden Text des Phillipus Evangeliums liest man: »...und die Gefährtin des Messias ist Maria Magdalena. Der Herr liebte sie mehr als alle anderen Jünger, und er küsste sie oftmals vor allen auf den Mund.« Das ist mehr als eine emotionale oder rein sexuelle Beziehung. Wenn wir dieses Evangelium und weitere, die von der Kirche ausgeschlossen wurden, genauer betrachten, stellen wir fest, dass Maria Magdalena eine spezielle Kenntnis der Lehren des Jeschua besaß, eine Einsicht, die nicht unbedingt von den anderen Jüngern geteilt wurde. »Die Jünger sagten zu ihm: ›Weshalb liebst du sie mehr als uns alle?‹ er sprach: ›Weshalb liebe ich euch nicht so wie sie? Wenn ein Blinder und einer der sieht, beide im Finsteren sind, sind sie nicht voneinander unterschieden. Wenn aber das Licht kommt, wird der, der sieht, das Licht sehen und der Blinde wird im Finsteren bleiben.‹ « Jeshua deutete an, dass Maria in der Lage sei, „das Licht zu sehen“, seine Jünger hingegen nicht. Sie verstand also im Gegensatz zu den Jüngern voll und ganz, was Jeshua lehrte.
Das Gleiche kommt auch im Evangelium der Maria zum Ausdruck. Petrus fragt: ›Schwester wir alle wissen, dass der Retter dich lieber hatte als die anderen Frauen und uns. Sage du uns die Worte des Retters, derer du dich erinnerst und die du kennst, wir aber nicht, weil wir sie auch nicht gehört haben.‹
Maria erklärt sich bereit, das was verborgen war zu lehren. Andreas aber widersprach und sagte zu den Brüdern: ›Sagt doch, wie denkt ihr über das, was sie gelehrt hat? Ich glaube nicht, dass der Retter so geredet hat. Seine Lehren müssen eine andere Bedeutung haben.‹ Und Petrus kommentiert recht mürrisch: ›Sollte er tatsächlich solches mit einer Frau allein gesprochen und uns ausgeschlossen haben? Sollten wir jetzt einer Frau zunicken und alle auf sie hören? Hat er sie uns vorgezogen?‹ Dies ist die Quelle des Problems: Die Beziehung zwischen Jeshua und Maria ist voller Geheimnisse über Jeshuas Lehre, welche die Kirchen unbedingt verbergen möchten – Geheimnisse, die von den Jüngern im Marienevangelium vorsätzlich ignoriert oder geleugnet werden.
Welche Art waren diese Geheimnisse? Wer oder was war Jeshua? Sicher ist inzwischen nur eines der historische Jeschua wäre entsetzt über das, was man in seinem Namen alles verkündet oder was für abartige Sekten und Kulte sich in seinem Namen zu sonnen versuchen.