"Wiedergeborene" Christen?

© PCMTH 2004

Im Amerika der 60er Jahre war es schier undenkbar, dass es einen Haushalt geben könnte, in dem nicht zumindest eine Bibel existierte. Und in aller Regel wurde darin auch in fast jedem Haushalt irgendwann gelesen. In den meisten Familien hatte die Bibel vor allem für die Mütter eine besondere Bedeutung. Fanden sie dort doch ihre „göttlich“ festgelegte Bestimmung „im Wort“ festgeschrieben. Gelegentlich lasen sie ihren Kindern auch aus ihr vor und vergewisserten sich, dass diese ihre Geschichten und ethischen Lehren - nicht so sehr jedoch ihre Glaubenslehren - verstanden. Die meisten Kinder und Jugendlichen hielten die Bibel bis zu ihren Jahren in der Highschool für ein mysteriöses Buch mit einiger Bedeutung für die Religion und die Regeln des täglichen Lebens.

Ihr Inhalt jedoch schien in der Regel nichts zu sein, das gelernt und beherrscht werden müsste. Sie weckte ein Gefühl von Altertümlichkeit und war irgendwie mit Gott, Kirche und mehr oder weniger lästigem Gebet verbunden. Doch sah auch damals bereits der größte Teil der Jugend keinen Grund, sie auf eigene Faust zu lesen oder sie gar zu studieren.

Die Dinge änderten sich häufig recht dramatisch für viele die unvorbereitet vom Landleben in die Realität der Städte gestoßen wurden um dort die Highschool zu besuchen. Viele machten damals die ersten Erfahrungen mit den wild ausufernden Umtrieben der diversesten Seelenfängerbewegungen aller möglichen christlichen Sekten und Bewegungen, die im Umfeld der Anti-Vietnam-Bewegungen der Studenten ihr Unwesen trieben. Eine besonders erfolgreiche und wirklich straff organisierte Bewegung hatte in dieser Zeit ihre Geburtsstunde „die Wiedergeburtsbekehrer“.

Diese propagierten eine »Wiedergeburt«, in einem Umfeld, das sich völlig von dem der bekannten Kirchen zu Hause auf dem Land unterschied. Ihre willigen Opfer gehörten in der Regel zu den eher am Rand stehenden jungen Leuten – eher bessere Schüler, interessiert und aktiv im Schulsport, doch in keiner Sportart großartig, interessiert und aktiv im sozialen Leben, doch auf der Beliebtheitsskala der Schule nicht ganz oben. Die meisten gaben an eine Art innerer Leere empfunden zu haben, die anscheinend nichts ausfüllen konnte - nicht das Umherziehen mit Freunden (viele waren bereits bei einigen ernsthaften Saufereien auf Partys dabei gewesen!), keine Verabredungen mit Mädchen (solche begannen, das Mysterium tremendum der Sexualität eher unter der Decke mit der linken Hand zu erkunden), nicht die Schule (sie arbeiteten eher fleißig und schlugen sich recht wacker, waren aber niemals die wahren Überflieger)) nicht die Arbeit (die meisten mussten für ihre Schule oder ihr Studium das Geld in der Regel selbst verdienen), nicht die Kirche (sie waren in den meisten Fällen engagiert und ziemlich fromm).

Es gab da dieses Gefühl von Einsamkeit, das damit zusammenhing, dass man ein junger Teenager war; doch natürlich erkannten auch damals die meisten nicht, dass dies ein Teil des Teenagerdaseins war — sie dachten, dass es da etwas geben musste, was ihnen fehlte.Diese „Schwäche“ der Jugend nutzen die Anwerber der Wiedergeburtsbewegungen schamlos aus um diese im Sinne ihrer häretischen Lehren zu manipulieren.

Zu dieser Zeit begannen sie, Treffen der studentischen Jugend für Christus-Clubs zu organisieren. Diese fanden zu Hause bei Jugendlichen statt, die bereits zur Gruppe der Eingeweihten und Wiedergeborenen zählten. Die ersten Treffen waren in der Regel eine Gartenparty bei einem Jungendlichen, der ziemlich beliebt war und viele dachten darum, dass die Gruppe in Ordnung sein müsse. Ihr Leiter war in der Regel in den Zwanzigern und spielte den großen Freund im Hintergrund. Er engagierte sich für die örtlichen „Jugend für Christus-Clubs“, versuchte junge Leute aus der Highschool zur »Wiedergeburt« zu bekehren und sieanschließend zur ernsthaften Teilnahme an Bibelstudien, Gebetstreffen und Ähnlichem zu bewegen.

Meist handelte es sich um eine sehr gewinnende Persönlichkeit - jünger als die Eltern, doch älter und erfahrener als die beworbenen Jugendlichen - > mit der überwältigenden Botschaft, dass die Leere, die diese innerlich fühlten (Es wurden durchweg nur Teenager angeworben - Alle empfanden logischerweise eine Leere!) daher kam, dass diese Christus nicht in ihrem Herzen hatten. Wenn diese nur Christus „hinein – bitten“ würden, würde er eintreten und alle mit der Freude und dem Glück erfüllen, die nur die »Geretteten« kennen konnten.Selbstverständlich konnte „der große Freund“ die Bibel nach Belieben zitieren und tat dies erstaunlich häufig. Angesichts der Ehrfurcht der Jugendlichen vor der Bibel einerseits, und der kompletten Unkenntnis von der Heiligen Schrift andererseits, hörte sich alles vollständig überzeugend für diese an. Und es war so anders als das, was sie aus der Kirche kannten. Dort gab es nur die althergebrachten Rituale, die eher für die »alten« Erwachsenen geeignet schienen als für junge Leute, die Spaß und Abenteuer wollten, sich innerlich aber leer fühlten.

Um die Geschichte abzukürzen: Fast jeder versuchte sich dem „älteren Freund“ sympathisch zu machen und ihn schließlich persönlich kennen zu lernen, nahm seine Botschaft der Erlösung an, bat Jesus in sein Herz und machte gutgläubig eine „Wiedergeburtserfahrung“. Alle waren in Wirklichkeit erst vor fünfzehn, sechzehn Jahren geboren worden, doch dies war eine neue und aufregende Erfahrung für viele. Mit ihr begann eine lebenslange Glaubensreise, die enorme Irrungen und Wirrungen mit sich bringen sollte. Sie endete für die meisten in einer Sackgasse, aus der es für die wenigsten ein Entrinnen gab.

Diejenigen, die diese Wiedergeburtserfahrungen gemacht hatten, betrachteten sich selbst als »wahre« Christen - im Gegensatz zu denjenigen, die einfach und ganz selbstverständlich zur Kirche gingen, Christus nicht wirklich in ihren Herzen hatten und daher nur pro forma und keineswegs in Wirklichkeit Christen waren. Sie unterschieden sich von diesen anderen beispielsweise durch ihre Hingabe an Bibelstudium und Gebet. Vor allem an das Bibelstudium.

Die „älteren Freunde“ waren Männer der Bibel, sie waren auf einem der vielen Bible Institute in allen Landesteilen der USA gewesen und konnten zu jeder Frage, die jemandem einfiel (und zu vielen, die selbst uns niemals eingefallen wären), eine Antwort aus der Bibel zitieren. Viele wurden bald neidisch auf diese Fähigkeit dieser „Anführer“, die Schrift zu zitieren und beschäftigten sich selbst mit Bibelstudien, indem sie die Texte lernten, ihre indoktrinierten Bedeutungen erschlossen und sogar die Schlüsselverse auswendig lernten.

Die „Anführer“ überzeugten viele davon, ein »ernsthafter« Christ zu werden und sich ganz dem christlichen Glauben zu widmen. Dies bedeutete zuerst: ein Vollzeit-Bibelstudium an einem Moody Bible Institute. Neben anderen Dingen beinhaltete dieses einen drastischen Wandel des Lebensstils. Am Moody gibt es einen ethischen »Codex«, den die Studenten zu unterzeichnen hatten: kein Alkohol, keine Zigaretten, nicht tanzen, kein Kartenspiel, kein Kino, kein privater Kontakt zum anderen Geschlecht. Und jede Menge Bibel. Getreu dem Motto: »Moody Bible Institute - ein Name, in dem die Bibel in der Mitte steht. « Es handelt sich um autonome christliche Ausbildungslager. In diesen wird nur eine ganz bestimmte Deutungsperspektive gelehrt, der alle Professoren zustimmen (sie haben eine Erklärung zu unterzeichnen) und alle Studenten ebenso: Die Bibel ist das unfehlbare Wort Gottes. Sie enthält keine Fehler. Sie ist vollständig und wortwörtlich inspiriert. Alle Kurse, die dort angeboten werden, setzen diese Perspektive voraus und lehren sie; jede andere wird als irreführend und als häretisch angesehen. Manche würden dies wohl »Gehirnwäsche« nennen. Für die „Opfer“ erscheint es eine enorme »Aufwertung« ihres Daseins.

Es gibt jedoch ein offensichtliches Problem mit der Behauptung, die Bibel, jedes einzelne Wort, sei verbal inspiriert. Es besteht allgemein wissenschaftlicher Konsens darin, dass wir tatsächlich gar nicht mehr die Originalschriften des Neuen Testamentes haben. Was wir haben, sind Kopien, die Jahre später angefertigt wurden - in den meisten Fällen sehr viele Jahre später. Darüber hinaus ist keine dieser Abschriften auch nur annähernd genau.

Statt der behaupteten inspirierten Worte der biblischen Urschriften (d.h. der Originale) haben wir demnach Kopien der Urschriften, die voller Fehler stecken. Eine der drängendsten Aufgaben wäre es daher, nachzuprüfen, was die Originale der Bibel aussagten, und zwar unter den zwei Voraussetzungen, dass diese erstens inspiriert waren und wir sie zweitens nicht mehr haben.Diese Bestrebungen werden von der Wiedergeburtsbewegung nicht nur für nicht besonders wichtig oder interessant erachtet, sie lehnen es völlig ab und treten in die kollektive Vorverurteilung aller, die solches versuchen mögen, als Atheisten und Häretiker ein. Es genügt ihnen, sich auf der Behauptung auszuruhen, die Urschriften seien inspiriert gewesen. Sie verfolgen nunmehr ernsthafter als je zuvor das Ziel, christliche Gelehrte zu „schaffen“. Sie verfolgen die Idee, dass es zwar eine Menge gut ausgebildeter Akademiker unter den evangelikalen Christen gibt, aber nicht viele Evangelikale unter den säkularen Wissenschaftlern.Also wollen sie zu einer evangelikalen »Stimme« in säkularen Kreisen werden, indem sie versuchen akademische Grade zu erlangen, die es ihnen erlauben würden, in säkularem Umfeld zu unterrichten.

In den Vereinigten Staaten sind Studenten aus dem Umfeld der Wiedergeburtsbewegungen an den renommierten Lehranstalten nicht mehr zugelassen. Die Bewegung unterliegt der Überwachung!In den 70er Jahren orientierten sich die Führungskader der Bewegung um und verlegten ihre „Seelenfanggründe“ nach Europa. Besonders großen Erfolg zeitigen sie in der Schweiz.

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